EU fördert Forschungsprojekt am Glasmodell!

2. Februar 2016

Auch wenn Deutschland den Atomausstieg beschlossen hat – viele Länder setzen weiter auf Kernenergie. Ein internationaler Forschungsverbund, koordiniert von der Universität Duisburg-Essen (UDE) entwickelt zurzeit ein System, das den Reaktorkern auch bei Stromausfall weiter kühlt und so eine Kernschmelze vermeidet. Was die Menschen vor Atomkatastrophen wie in Fukushima schützt, macht außerdem andere Energieanlagen effektiver und umweltfreundlicher: Das neue System kann die Restwärme in elektrischen Strom umwandeln und weniger klimaschädliches Kohlendioxid wird ausgestoßen. Die Europäische Union ist von dem Projekt überzeugt und fördert es im Rahmen des Programms „Horizont 2020“ in den kommenden drei Jahren mit knapp drei Millionen Euro.

Das „Supercritical CO2 Heat Removal System“, kurz sCO2-HeRo, erklärt Prof. Dr. Dieter Brillert so: „Das System führt die Zerfallswärme des Reaktorkerns an die Umgebung ab und nutzt einen Teil der Wärme als Antriebsenergie. Es ist energieautark und funktioniert auch, wenn die Stromversorgung ausfällt. Bei einem Störfall wird so wertvolle Zeit für die Wiederherstellung von Notstromaggregaten und für andere Maßnahmen gewonnen.“

Technisch gesehen besteht das Ganze aus einem so genannten Joule-Kreislauf mit Wärmeübertragern, einem Kompressor und einer Turbine. Als Medium wird überkritisches Kohlendioxid verwendet. „CO2 hat in diesem Zustand die Dichte einer Flüssigkeit und die Zähigkeit eines Gases. Dies erlaubt eine äußerst kompakte Bauweise, die Platz spart und die Investitionen überschaubar macht“, sagt Professor Brillert, der Experte für Strömungsmaschinen ist.

Das sCO2-Hero-Projekt wird im Rahmen des Forschungsprojekts zunächst am weltweit einzigen thermohydraulischen Reaktorglasmodell realisiert, welches sich im Besitz des Simulatorzentrums am Standort Essen befindet.

Neben dem Simulatorzentrum sind auch die Universitäten Duisburg-Essen, Stuttgart und Delft (Niederlande) sowie die Institute Centrum Výzkumu Rez und UJV Rez aus Tschechien beteiligt.

Weitere Informationen: www.sCO2-HeRo.eu